Miktionsstörung: Entleerungsprobleme der Blase

Das Urinieren wird auch gerne als das „Erleichtern der Blase“ bezeichnet. Doch stellt sich dieses erleichternde Gefühl nicht immer ein. Wenn das Wasserlassen zu einer schwierigen oder schmerzhaften Angelegenheit wird, ist guter Rat wertvoll. Rund 26% aller Männer leiden an Entleerungsproblemen – und dafür gibt es verschiedene Ursachen.

Miktionsstörung: Beschwerden beim Urinieren

Unter Miktion versteht man den physiologischen Prozess des Urinierens. Die Blase speichert den Urin, entleert sich über die Harnröhre und füllt sich wieder. Dieser Vorgang wiederholt sich in der Regel vier bis sechsmal am Tag, ist schmerzlos und willkürlich. Von einer Miktionsstörung wird dann gesprochen, wenn dieser Prozess Probleme bereitet. Beschwerden können dabei vor, während oder nach dem Urinieren auftreten. Dabei handelt es sich um Speicherprobleme, Entleerungsprobleme und postmiktionelle Probleme.

Funktionsweise der Blase

Eine gesunde Blase fasst durchschnittliche 400ml bis 600ml – Männer können sogar eine Kapazität bis zu 750ml aufweisen. Die Blase selbst besteht hauptsächlich aus dehnbarem Muskelgewebe und formt einen Hohlraum. Die Nieren produzieren Urin, der durch die Harnleiter in die Blase gelangt. Das erste Signal des Harndrangs wird bei ca. 70% Füllstand an das Gehirn gesendet. Sobald 90% erreicht sind, entsteht ein Gefühl von starkem Entleerungsdrang und erfordert das baldige Urinieren. Das Wasserlassen selbst wird durch die Entspannung des äußeren Schließmuskels und die Kontraktion des Detrusormuskels eingeleitet, wodurch der Urin aus der Blase gedrückt wird. Mit einer maximalen Flussrate von 20-50ml pro Sekunde entleert sich die Blase in der Regel innerhalb von 10-15 Sekunden.

Dieser Vorgang verläuft reibungslos, sofern der innere und äußere Blasenschließmuskel und der Harnblasenmuskel intakt sind, die Harnröhre durchgängig ist und die Übertragung von Signalen zwischen Harnblase und Gehirn funktioniert. Bei Männern wird die Harnröhre von der Prostata umgeben und besitzt direkte Verbindungen zu ihr. Sie unterstützt außerdem den Blasenverschluss, wodurch Prostataerkrankungen und deren Behandlung zu Miktionsstörungen führen können.

Formen von Entleerungsproblemen

Die Miktion kann auf verschiedene Arten gestört sein. Dabei muss es sich nicht zwingend auf eine Beschwerdeform beschränken, sondern, wie bereits die EpiLUTS-Studie zeigt, in Kombination auftreten.

Algurie

Unter einer Algurie werden Schmerzen beim Wasserlassen bezeichnet, die im Bereich oberhalb des Schambeines auftreten. Das Urinieren kann in diesem Fall auch als schmerzhaft, brennend empfunden werden. Ursächlich für eine Algurie sind Entzündungen der Prostata, Blockaden in den Harnwegen, wie beispielsweise Blasensteine, Tumore, Harnröhrenverletzungen, Entzündungen der Bläschendrüse (=Spermatozystitis) oder Fremdkörper in der Blase.

Dysurie

Dysurie beschreibt einen abgeschwächten Harnstrahl. Meist tritt es in Kombination mit schmerzhaftem Wasserlassen (=Algurie) und/oder krampfartigen Schmerzen im Bereich der Harnröhre oder Harnblase (=Strangurie) auf. Die häufigsten Gründe für eine Dysurie sind Erkrankungen der Prostata, wie Entzündungen, BPH (=benigne Prostatahyperplasie) oder Prostatakarzinome. Doch auch Blockaden in den Harnwegen wie Blasensteine oder neurogene Störungen können die Dysurie hervorrufen.

Strangurie

Krampfartige Schmerzen im Bereich der Harnröhre oder der Harnblase während der Miktion werden sogenannte Strangurie bezeichnet. Gehäuft treten diese Schmerzen in Kombination mit nicht unterdrückbarem Harndrang auf. Das klinische Bild beschreibt vor allem Schmerzen gegen Ende des Urinierens.

Harnretention

Harnretentation wird auch als Harnverhaltung oder Ischurie bezeichnet und beschreibt die Unfähigkeit zur Miktion mit konsekutivem Harnstau. Es werden dabei zwei verschiedene Formen unterschieden: Eine akute schmerzhafte Harnverhaltung und eine asymptomatische chronische Form. Letzte bringt in Konsequenz häufig eine Überlaufinkontinenz mit sich. Als Ursachen für die Harnretention kommen Entzündungen des Harntraktes, neurogene Entleerungsstörungen, Abflussstauungen im Bereich der Harnblase oder Harnröhre in Frage. Ebenfalls kann es eine Nebenwirkung von Medikamenten sein. Der akute Harnverhalt gilt als Notfall: Die Blase kann rupturieren.

Weitere Symptome bei Entleerungsproblemen

Die bereits beschriebenen Formen der Miktionsstörungen gehören zur Gruppe der irritativen Symptomen. Daneben gibt es weitere Symptome, die zu den Blasenentleerungsproblemen zählen. Entstehen die Beschwerden aufgrund eines Verschlusses oder einer Verengung (=Obstruktion), können auch irritative Symptome hinzukommen. Dieser Umstand begründet sich durch eine veränderte Kopplung der Muskelzellen, die dadurch eine erhöhte Erregbarkeit der Blasenmuskulatur bedingen. Grundsätzlich beschreiben Miktionsstörungen nicht etwa eine eigene Erkrankung, sondern sind ein Sammelbegriff für eine Vielzahl an Symptomen unterschiedlicher Ursachen.

 

Weitere obstruktive Symptome sind:

  • Verzögerter Miktionsbeginn

  • Stottermiktion

  • Pressmiktion

  • Geteilter Harnstrahl

  • Schwacher Harnstrahl

  • Unvollständige Blasenentleerung

  • Lageabhängige Miktion

  • Sofortiger Harndrang nach Urinieren

  • Terminales Tropfen (Ende der Miktion verzögert sich durch tropfenden Urin)

Ursachen für Entleerungsprobleme bei der Miktion

Miktionsstörungen haben verschiedene Ursachen, die sich bei Männern und Frauen durchaus unterscheiden. So können beispielsweise Entzündungen, Tumore, Gefäßveränderungen, Steine oder Narbengewebe im Bereich von Harnröhre, Prostata, Harnblase, Harnleiter und Niere hinter den Beschwerden stecken. Doch auch Herzerkrankungen, Nervenleiden sowie Medikamente und das Alter spielen eine tragende Rolle. Die häufigsten Auslöser für Miktionsstörungen sind dabei Harnwegsinfekte und Erkrankungen der Prostata.

Beschwerden der Harnröhre

Probleme in der Harnröhre können zu Beschwerden beim Wasserlassen führen. Zu den häufigsten Gründen zählen dabei:

  • Harnwegsinfekte (=Urethritis)
    Bakterien der Familie Enterobacteriaceae lösen Entzündungen der ableitenden Harnwege aus. Symptomatisch ist dabei zumeist ein Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang oder auch Inkontinenz.

  • Prostatahyperplasie (=BPH)
    Bei der gutartigen Erkrankung der Prostata sind häufige Begleiterscheinungen Blasenfunktionsstörungen und Schmerzen beim Urinieren.

  • Harnröhrenstriktur (=Urethra)
    Hierbei handelt es sich um eine Verengung der Harnröhre. Ursächlich dafür kann eine Entzündung der Harnröhre beispielsweise aufgrund einer Geschlechtskrankheit sein, doch auch Tumore können zu einer Verengung führen.

  • Blockaden durch Fremdkörper

  • Tumore der Harnröhre

Beschwerden der Harnblase

Miktionsbeschwerden können ihre Auslöser in der Harnblase haben. Zu den häufigsten Gründen zählen dabei:

  • Harnwegsinfekte (=Zystitis)
    Die ursprüngliche Bakterienbesiedelung beginnt hier in der Regel in der Harnröhre und aszendiert (=aufsteigend) in die Harnblase. Die Beschwerden umfassen hierbei unter anderem schmerzhaftes Urinieren, häufiger Harndrang oder auch Harninkontinenz.

  • Harnblasensteine

  • Harnblasendivertikel
    Divertikel sind sackförmige Ausstülpungen. Diese können sich neben der Blase auch im Darm befinden.

  • Blockaden durch Fremdkörper

  • Tumore der Harnblase

  • Blasen-Darm-Fisteln
    Eine Fistel ist eine röhrenförmige abnorme Verbindung, die sich hier zwischen Blase und Darm gebildet hat.

Probleme des Nervensystems

Die Entleerung der Blase wird über Signale ins Gehirn gesteuert. Kommt es hierbei zu Störungen der Nerven, können Miktionsstörungen ausgelöst werden. Diese wird auch als neurogene Miktionsstörung bezeichnet. Die Muskulatur der Blase kann dabei spastisch reagieren oder schlaff (=Blasenatonie) sein. Verantwortliche Erkrankungen dafür sind beispielsweise Morbus Parkinson, Multipler Sklerose oder Demenz, aber auch Rückenmarksläsionen wie beispielsweise ein Spinalabszess können neurogene Miktionsstörungen auslösen.

Nebenwirkungen von Medikamenten

Beschwerden mit der Miktion können auch als unerwünschte Begleiterscheinungen einer medikamentösen Therapie auftreten.

Komplikationen: Dieses Risiko besteht

Entleerungsstörungen bürgen das Risiko zahlreicher Komplikationen, die auch zu einer dauerhaften Nierenschädigung führen können. Eine dieser Komplikationen ist die akute Harnverhaltung (=Ischurie). Um eine Ruptur der Blase zu verhindern, muss meist notfallmäßig eine Entlastung durch einen Katheter erfolgen.

Therapie: Blasenentleerungsstörung bei Männern behandeln

Um Miktionsstörungen zu behandeln, muss mittels Diagnostik der Grund der Beschwerden ermittelt werden. In Abhängigkeit der zugrunde liegenden Erkrankung wird eine entsprechende Therapie eingeleitet.

 FAQ

Was kann man gegen eine Blasenentleerungsstörung tun?

Eine allgemeingültige Empfehlung gibt es nicht, da es vom Grund der Entleerungsstörung abhängt. Wichtig ist es daher, die Ursache der Beschwerden zu finden und diese entsprechend zu behandeln.

Warum kann ich meine Blase nicht vollständig entleeren?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Eine Erklärung ist eine Blockade durch einen Fremdkörper, der eine vollständige Entleerung verhindert. Doch auch eine neurogene Störung kann zur fehlenden Spannung der Blasenmuskulatur und somit zu verbleibenden Urin in der Blase führen.

Wie fühlt sich eine Blasenentleerungsstörung an?

Typische Symptome einer Miktionsstörung sind Schmerzen beim Urinieren, ein schwacher oder unterbrochener Harnstrahl, nachtröpfelnder Urin oder auch ein erschwerter Miktionsbeginn.

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