Blasenschwäche & Inkontinenz: Speicherprobleme der Blase

Menschen nahezu jeden Alters kennen es: Es wird gelacht, es wird genießt und plötzlich tritt eine kleine Menge Urin aus – ungewollt, versteht sich. Diese Situation ist für Betroffene nicht nur unangenehm, sondern auf Dauer auch belastend. Die Blase kann den Urin nicht sicher speichern. Doch nicht nur das: Auch häufiger Harndrang oder das Gefühl, ganz dringend urinieren zu müssen, setzen Betroffenen zu.

Blasenschwäche: Wenn die Blase den Urin nicht halten kann

Sogenannte „Storage Symptoms“ oder zu Deutsch auch Speicherprobleme der Blase, gehören zu den urologischen Beschwerden der unteren Harnwege, die unter der Abkürzung LUTS (=Lower Urinary Tract Symptoms) zusammengefasst werden. Die Blase ist aufgrund verschiedener Ursachen nicht mehr in der Lage, den Urin vollständig zu speichern. Dies führt zu einem unwillkürlichen, unfreiwilligen Harnverlust, der sogenannten Inkontinenz. Zusätzlich dazu gehen Veränderungen in der Miktionsfrequenz einher, die auch zu einem häufigen Harndrang bei Tag und Nacht führen können.

Funktionsweise: So speichert die Blase den Urin

Eine gesunde Blase hat ein Fassungsvermögen von durchschnittlich 400ml bis 600ml – bei Männern kann die Kapazität sogar bis zu 750ml betragen. Die Blase besteht hauptsächlich aus dehnbarem Muskelgewebe und bildet einen Hohlraum. Der in den Nieren produzierte Urin gelangt über die Harnleiter in die Blase. Bei rund 70% Füllstand der Blase wird das erste Signal von Harndrang an das Gehirn gesendet. Ein starker Entleerungsdrang, der ein zeitnahes Wasserlassen erfordert, wird bei rund 90% ausgelöst. Das Urinieren beginnt durch die Entspannung des äußeren Schließmuskels und die Kontraktion des Detrusormuskels, wodurch der Urin aus der Blase gedrückt wird. Die maximale Flussrate beträgt 20-50ml pro Sekunde, wodurch sich die Blase innerhalb von 10-15 Sekunden vollständig entleert.

 

Dieser Prozess kann jedoch gestört werden, wozu es zu Speicherproblemen und ungewollten Harnverlust kommen kann. Relevant sind dabei vor allem der innere und äußere Blasenschließmuskel und die Signalübertragung zwischen Harnblase und Gehirn. Bei Männern kann eine Erkrankung der Prostata die unteren Harnwege beeinträchtigten. Doch auch neurologische Störungen oder altersbedingte Veränderungen können sich auf die Speicherfähigkeit der Blase auswirken.

Prostata: Aufbau und Einfluss auf die Blase

Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist ein Bestandteil des männlichen Urogenitaltraktes. Sie hat die Form und Größe einer Kastanie und befindet sich direkt unterhalb der Harnblase am Blasenauslass, vor dem Mastdarm. Daher kann sie auch vom Mastdarm aus ertastet werden. Der obere Abschnitt der Harnröhre wird von der Prostata umschlossen.

 

Bei der Geburt wiegt die Prostata nur wenige Gramm. Unter dem Einfluss androgener Hormone beginnt sie während der Pubertät zu wachsen, bis sie mit etwa 20 Jahren ihr normales Gewicht von etwa 15-20 Gramm erreicht und das Wachstum einstellt. Die Prostata produziert eine Flüssigkeit, die als Transportmittel für die Samenzellen dient. Neben dieser Hauptaufgabe ist sie ebenfalls für die Beschleunigung des Spermas zuständig: Durch die Kontraktion der Düse und die gleichzeitige Aktivierung des inneren Blasenschließmuskels, wird das Sperma nur nach vorne ausgestoßen. Damit ist die Prostata sowohl Sexualorgan als auch ein Teil der Harnwege, wodurch sie maßgeblichen Einfluss auf die Miktion und deren Beschwerden hat.

Niere: Veränderungen im Alter und Einfluss auf die Speicherfähigkeit der Blase

Urin wird in der Niere produziert. Deren Leistung verändert sich jedoch im Alter: So arbeitet die Niere im Alter von 60 Jahren durchschnittlich nur noch halb so gut, wie bei einem 30-Jährigen. Ebenfalls verändert sich die Urinproduktion selbst. Während der meiste Urin normalerweise am Tag produziert wird, verändert sich dieser Rhythmus mit fortschreitendem Alter. Die Urinproduktion findet bei älteren Menschen nun ebenfalls nachts verstärkt statt.

Formen von Speicherbeschwerden

LUTS (=Lower Urinary Tract Symptoms) lässt sich in drei Kategorien unterteilen: Speicherbeschwerden, Miktionsstörungen und postmiktionelle Beschwerden. Dabei können sich Speicherprobleme der Blase auf verschiedene Arten zeigen.

Pollakisurie

Die sogenannte Pollakisurie bezeichnet häufigen Harndrang. Betroffene erleben eine deutlich gesteigerte Frequenz in der Blasenentleerung, die schon bei kleineren Harnmengen nötig wird. Auslöser ist oftmals eine benigne Prostatahyperplasie.

Nykturie

Häufiges Wasserlassen während der Nacht wird auch als Nykturie bezeichnet. Betroffene werden durch den Harndrang wach und müssen ihre Blase erleichtern. Ein einmaliges nächtliches Urinieren ist noch kein Anzeichen für eine Nykturie. Von dieser wird erst gesprochen, wenn Betroffene mehr als ein- bis zweimal nachts urinieren müssen. Ursächlich kann neben einer benignen Prostatahyperplasie beispielsweise auch Diabetes mellitus oder eine Niereninsuffizienz sein.

Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz beschreibt starken Harndrang mit unwillkürlichem Urinabgang, während sich die Blase füllt. Es handelt sich dabei um die häufigste Form der Harninkontinenz, die in bis zu 40% der Fälle in Kombination mit der Stressinkontinenz auftrifft. Ursache können unter anderem neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer sein. Inkontinenz wird umgangssprachlich auch als Blasenschwäche bezeichnet.

Belastungsinkontinenz

Unter Belastungs- oder auch Stressinkontinenz versteht man den unwillkürlichen Harnabgang bei beispielsweise Husten, Niesen oder Lachen. Ursächlich dafür ist der erhöhte Druck im Bauchraum, der beispielsweise durch das Niesen entsteht, und ein geschwächter Blasenschließmuskel. Dieser kann dem zusätzlichen Druck nicht standhalten, wodurch Urin austritt.

Mischinkontinenz

Bei einer Mischinkontinenz liegt eine Kombination aus Dranginkontinenz und Stressinkontinenz vor. Betroffene verlieren Urin bei körperlicher Belastung und erleben zugleich einen vermehrten, starken Harndrang.

Überlaufinkontinenz

Unter einer Überlaufinkontinenz wird das Harntröpfeln bei einer überfüllten Blase verstanden. In der Regel ist die austretende Urinmenge eher gering, doch kontinuierlich.

Ursachen für Speicherbeschwerden beim Mann

Speicherbeschwerden können verschiedene Ursachen haben. Im Volksmund häufig auch als Blasenschwäche bezeichnet, tritt dabei sowohl bei Männern als auch bei Frauen im fortschreitenden Alter auf. Doch auch schon in jüngeren Jahren zeigen sich verschiedene Beschwerden im Zusammenhang der Miktion.

BOO: Blasenauslassobstruktion

Die sogenannte Blasenauslassobstruktion (kurz BOO) ist oftmals die Folge einer benignen Prostatahyperplasie. Es handelt sich dabei um eine Blockade oder Verengung des Blasenauslasses, also des Bereichs, in dem die Blase in die Harnröhre übergeht.

BPH: Benigne Prostatahyperplasie

Bei der sogenannten benignen Prostatahyperplasie handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Besonders häufig betroffen sind Männer ab 50 Jahren. Symptomatisch äußert sich die BPH durch Miktionsbeschwerden. Typische Symptome sind dabei nächtliches Urinieren, das häufig auch als nächtliche Blasenschwäche bezeichnet wird, Startschwierigkeiten beim Urinieren oder auch das Verbleiben von Restharn in der Harnblase.

OAB: Überaktive Blase

OAB steht für Overactive Bladder und wird im Deutschen auch als überaktive Blase oder Reizblase bezeichnet. Symptomatisch zeichnet sie sich durch einen plötzlich auftretenden, dringlichen Harndrang aus, obwohl die Blase nur wenig Urin enthält. OAB kann beispielsweise bei einer vorliegenden Blasenentzündung auftreten.

Weitere Ursachen für Inkontinenz

Der menschliche Körper verändert sich mit fortschreitendem Alter. So ist bei älteren Menschen auch das Fassungsvermögen der Harnblase reduziert, wodurch häufigeres Urinieren notwendig wird. Zusätzlich verspüren sie zudem noch einen stärkeren Harndrang bei verkürzter Drangzeit – Symptome einer Dranginkontinenz ohne einer tatsächlich vorliegenden Dranginkontinenz.

 

Grundsätzlich lassen sich die Ursachen für eine vorliegende Speicherstörung bzw. Inkontinenz wie folgt zusammenfassen:

 

  • Schließmuskelschwäche oder Schwäche der Beckenbodenmuskulatur

  • Blockierung des Blasenausgangs

  • Überaktivität der Blasenwandmuskulatur

  • Schwache Blasenwandmuskulatur

  • Mangelhafte Koordination zwischen Blasenwandmuskulatur und Schließmuskel

  • Erhöhte Urinmenge

  • Funktionelle Störungen

Therapie: Speicherbeschwerden bei Männern behandeln

Um die Speicherbeschwerden wie Inkontinenz erfolgreich behandeln zu können, muss die Ursache dieser ermittelt werden. In Abhängigkeit der zugrunde liegenden Erkrankung wird eine entsprechende Therapie eingeleitet.

FAQ

Was löst Inkontinenz aus?

Die Ursachen für Inkontinenz sind unterschiedlich. Bei jüngeren Menschen steckt oftmals eine überaktive Blase hinter den Beschwerden, während bei älteren Betroffenen eine vergrößerte Prostata vorliegt.

Wie geht Blasenschwäche wieder weg?

Es gibt verschiedene Therapieansätze, um Inkontinenz oder Blasenschwäche zu behandeln. Diese richten sich nach den Ursachen der Beschwerden.

Was ist der Unterschied zwischen Inkontinenz und Blasenschwäche?

Kann die Blase den Harn nicht mehr halten und tritt dieser unwillkürlich aus, wird von einer vorliegenden Inkontinenz gesprochen. Diese wird im Volksmund umgangssprachlich auch als Blasenschwäche bezeichnet.

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