BPH: Benigne Prostatahyperplasie

Mit fortschreitendem Alter kann sich die Prostata verändern. In Deutschland sind rund 25% aller Männer über 50 Jahren von einer gutartigen Prostatavergrößerung, der sogenannten benignen Prostatahyperplasie, betroffen.

Benigne Prostatahyperplasie: Die gutartige Prostatavergrößerung

Unter der benignen Prostatahyperplasie (kurz BPH) versteht man eine gutartige (= benigne) Vergrößerung (=Hyperplasie) der Prostata. Sie ist eine der häufigsten urologischen Erkrankungen bei Männern und tritt verstärkt ab dem 50. Lebensjahr auf. So sind bis zu 70% aller Männer ab 70 Jahren von einer vergrößerten Prostata betroffen. Symptomatisch zeigt sich die gutartige Vergrößerung durch Beschwerden beim Wasserlassen, wie beispielsweise häufigen Harndrang oder Schwierigkeiten in der Blasenentleerung. Bleibt BPH unbehandelt, kann es zu ernsthaften Komplikationen kommen. Erwähnenswert ist jedoch, dass nur rund 20% der Patienten eine behandlungsbedürftige Miktionsstörung entwickeln. Entwickeln Betroffene Symptome durch eine vergrößerte Prostata, wird dies auch als benignes Prostatasyndrom (kurz BPS) bezeichnet.

 

Fälschlicherweise wird die benigne Prostatahyperplasie oftmals als Synonym für Blasenfunktionsstörungen verwendet. Die korrekte Bezeichnung dieser ist jedoch Lower Urinary Tract Symptoms (kurz LUTS). Dabei werden terminologisch weitere Begriffe wie die benigne Prostataobstruktion (kurz BPO) oder Blasenauslassobstruktion (kurz BOO) abgegrenzt.

Begriffsübersicht

Benigne Prostatahyperplasie (kurz BPH): Gutartige Vergrößerung der Prostata.

Benignes Prostatasyndrom (kurz BPS): Kombination aus LUTS und BPO bei vorliegender Prostatahyperplasie.

Blasenauslassobstruktion (kurz BOO): Erhöhter Widerstand am Blasenauslass, der die Miktion beeinträchtigt.

Benigne Prostataobstruktion (kurz BPO): Mechanische Verengung am Blasenauslass aufgrund einer gutartigen Prostatavergrößerung.

Lower Urinary Tract Symptoms (kurz LUTS): Sammelbegriff für Beschwerden der unteren Harnwege.

Prostata

Bei der Prostata handelt es sich um eine Drüse, die sowohl für die Miktion als auch Ejakulation von Bedeutung ist. Die sogenannte Vorsteherdrüse liegt direkt unter der Harnblase und umschließt dabei die Harnröhre. Die Prostata produziert das Sekret für das Ejakulat (=Samen) und wird vom Hormon Testosteron maßgeblich beeinflusst.

 

Die Prostata ist walnussgroß und vergrößert sich mit steigendem Alter. Durch die wachsende Größe wird die Harnröhre mit der Zeit zusammengedrückt und blockiert den Harnabfluss. Als Folge kann mitunter die Blase nicht mehr vollständig entleert werden und weitere Beschwerden wie Blasensteine oder Harnwegsinfektionen können in Erscheinung treten. Bereits ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Größe der Prostata zu, wobei eine veränderte Prostatagröße allein noch nicht als krankhaft angesehen wird. Erst wenn Beschwerden auftreten, wird von einer behandlungsbedürftigen Erkrankung gesprochen.

Ursachen

Trotz umfangreicher Forschungen sind die Ursachen der gutartigen Prostatavergrößerung nicht abschließend geklärt. Als gesichert konnten bisher genetische Faktoren und ein verändertes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Hormonen im fortschreitenden Alter identifiziert werden.

 

Hintergrund ist eine Verschiebung des Androgenstoffwechsels (=Stoffwechsel der männlichen Sexualhormone). Durch die Zunahme von Östrogen und Dihydrotestosteron wird das Wachstum des prostatischen Gewebes stimuliert. Doch auch die alterungsbedingte Interaktion zwischen Epithel und Stroma der Prostata steht in der Diskussion. Als potentielle Risikofaktoren konnten bisher Adipositas, Nikotin, Entzündungsherde und das fortschreitende Alter identifiziert werden.

Symptome

Nicht immer verursacht eine benigne Prostatahyperplasie Symptome. Erst, wenn die Prostata eine Größe erreicht, bei der der Harnfluss blockiert wird, beginnen die ersten Beschwerden. Die verschiedenen Symptome einer vergrößerten Prostata werden auch als Beschwerden der unteren Harnwege beschrieben und unter dem Begriff LUTS (=Lower Urinary Tract Symptoms) zusammengefasst.

 

Die Symptome werden dabei in obstruktive und irritative Beschwerden untergliedert. Die obstruktiven Beschwerden werden der Entleerungsphase zugeordnet und umfassen:

  • Abgeschwächter Harnstrahl

  • Unvollständige Blasenentleerung

  • Startschwierigkeiten beim Wasserlassen

  • Verlängertes Wasserlassen

 

Die irritativen Beschwerden werden der Speicherphase zugeordnet und umfassen:

  • Nykturie (=nächtliches Wasserlassen)

  • Pollakisurie (häufiger Harndrang)

  • Unwillkürlicher Harndrang

  • Dysurie (=Schmerzen beim Wasserlassen)

 

Meist beginnt es mit Startschwierigkeiten beim Wasserlassen und einem Restharngefühl, auf welches häufiger Harndrang folgt. Auch postmiktionelle Beschwerden, wie Harnträufeln, können auftreten.

 

Die Symptome einer benignen Prostatahyperplasie können auch durch andere Erkrankungen, wie einer überaktiven Blase oder einer Infektion, bedingt werden. Da sie jedoch auch auf Prostatakrebs hindeuten können, ist ein Arztbesuch in jedem Fall ratsam.

 

Hinweis: Die Größe der Prostata und die Schwere der Symptome müssen nicht miteinander in Korrelation stehen.

Stadien

Die benigne Prostatahyperplasie wird je nach Ausprägung in verschiedene Stadien eingeteilt.

Stadium I: Reizstadium

Im Anfangsstadium kann die Beeinträchtigung des Abflusses aufgrund der vergrößerten Prostata durch die Harnblase kompensiert werden, sodass nach erfolgter Miktion kein Restharn in der Blase verbleibt. Beschwerden zeigen sich in Form von einem geschwächten Harnstrahl, Startschwierigkeiten, Nykturie (=nächtliches Wasserlassen) oder auch Pollakisurie (=häufiger Harndrang).

Stadium II: Restharnstadium

Mit Fortschreiten der Prostatavergrößerung kann die Blase die Abflussbehinderung nicht mehr kompensieren, wodurch nach erfolgter Miktion Restharn in der Blase verbleibt. Weitere Beschwerden kommen hinzu. Dazu zählen gehäufte Harnwegsinfektionen, doch auch unwillkürlicher Harnverlust kann Betroffene belasten.

Stadium III: Dekompensationsstadium

Im dritten Stadium kann es neben den bisher genannten Beschwerden bis zum Harnverhalt kommen, als dessen Folge eine Überlaufblase zu verzeichnen ist. Es besteht zudem die Gefahr einer Verschlechterung der Nierenfunktion, durch den Rückstau des Harns bis in die Nieren. Auch ein Nierenversagen ist potentiell möglich.

Diagnostik

Um eine benigne Prostatahyperplasie zu diagnostizieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die differenzierte Diagnostik ist dabei wichtig, um internistische oder neurologische Erkrankungen sowie Prostatakrebs auszuschließen.

Rektale Untersuchung der Prostata

Durch die Lage der Prostata ist es dem Arzt möglich, mittels Tastuntersuchung Größe, Form und Beschaffenheit dieser zu bestimmen. Dafür wird der Finger unter Zugabe von Gleitmittel in den Enddarm eingeführt. Die Prostata ist direkt vor dem Rektum ertastbar. Liegt eine benigne Prostatahyperplasie vor, ist die Prostata spürbar vergrößert, symmetrisch und glatt ohne Berührungsempfindlichkeit. Potentieller Prostatakrebs lässt sich durch feste oder harte Bereiche ertasten.

PSA-Bestimmung

PSA (=Prostata-spezifisches Antigen) wird in der Prostata gebildet und über das Blut bestimmt. Es gibt Auskunft darüber, ob eine Erkrankung der Prostata vorliegt und falls ja, ob diese gutartige oder bösartige Natur ist. Ergibt die Tastuntersuchung eine Veränderung in Größe, Form oder Beschaffenheit, wird eine PSA-Bestimmung vorgenommen. Der PSA-Spiegel ist bei einer Prostatavergrößerung, aber auch bei Prostatakrebs erhöht. Konnte zuvor ein harter oder ein knotiger Bereich ertastet werden, sind weitere Untersuchungen notwendig, um eine Krebserkrankung zu identifizieren.

Uroflowmetrie

Bei der Uroflowmetrie handelt es sich um eine Harnstrahlmessung. Hierbei uriniert der Patient in einen Messtrichter, der dabei die Harnflussrate ermittelt. Daraus lässt sich die Schwere der Abflussbehinderung bestimmen und gibt Auskunft über die potentielle Ursache der Beschwerden.

Therapie

Grundsätzlich ist eine Behandlung der benignen Prostatahyperplasie erst notwendig, wenn Symptome stärker werden oder es zu Komplikationen kommt.

Medikamente

Typischerweise wird zunächst eine medikamentöse Therapie bei der Prostatavergrößerung begonnen. Alphablocker können den Harnabfluss erleichtern, da sie Muskeln an Prostata und Blasenausgang entspannen. Doch auch zur Verkleinerung können Medikamente, wie beispielsweise Finasterid, zum Einsatz kommen. Diese wirken den männlichen Sexualhormonen entgegen, die für das Wachstum des Organs verantwortlich sind. Durch diese Form der Therapie kann ein operativer Eingriff verzögert oder sogar vermieden werden.

Operation

Bringen Medikamente keine Verbesserung der Beschwerden mit sich kann mittels Operation Abhilfe geschaffen werden. Der gängigste Eingriff ist dabei eine transurethrale Resektion der Prostata (kurz TURP), bei der ein Teil des Organs entfernt wird. Dieser Eingriff birgt jedoch das Potenzial für Komplikationen, wie Infektionen oder Blutungen. Weitere Langzeitfolgen können zudem eine dauerhafte Inkontinenz oder Erektionsstörungen sein.

Prostatakrebs

Während es sich bei der benignen Prostatahyperplasie (kurz BPH) um eine gutartige Veränderung der Prostata handelt, beschreibt Prostatakrebs eine bösartige Veränderung des Gewebes. Beide Erkrankungen verursachen zunächst ähnliche Symptome, weswegen bei einer auffälligen Diagnostik weitere Untersuchungen erforderlich sind.

FAQ

Ist Prostatahyperplasie heilbar?

Die benigne Prostatahyperplasie (kurz BPH) ist nicht heilbar, jedoch gut behandelbar. Für die Behandlung stehen dabei verschiedene Ansätze zur Auswahl.

Kann eine vergrößerte Prostata wieder kleiner werden?

Mit der richtigen Therapie kann eine vergrößerte Prostata verkleinert werden. Dafür eignet sich beispielsweise eine medikamentöse Behandlung mit Finasterid.

Was ist das beste Mittel gegen Prostatavergrößerung?

Welche die beste Behandlung bei einer Prostatavergrößerung ist, hängt vom Patienten und seines Krankheitsbildes selbst ab. So können mit einer medikamentösen Therapie gute Ergebnisse erzielt werden, doch auch eine operative Behandlung bringt eine deutliche Linderung der Symptome mit sich. 

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